Auf einer Insel aufzuwachsen, ist etwas ganz Besonderes: Musikschulen, außerschulisches Kulturangebot für Kinder sind kaum vorhanden. Stattdessen gibt es viel Natur und Raum zum Toben. Zumindest auf der Nordseeinsel Spiekeroog, einer der gefragtesten Urlaubsorte Deutschlands. In den Sommermonaten wird die Insel vom Tourismus förmlich überschwemmt, auf jeden der achthundert Insulaner:innen kommen fünf Gästebetten. Und die Tourismusindustrie prägt natürlich auch das Familienleben. Während der Sommermonate, der Winter- und der Osterferien herrscht Hochsaison. Dann sind die Eltern in den Gästebetrieb eingebunden, die Kinder sind viel auf sich alleingestellt. 

In einem mehrwöchigen Workshop wird ein Angebot für Kinder und Jugendliche geschaffen, sich künstlerisch mit dem Inseltourismus und ihrer Situation auseinanderzusetzen. Wie haben Kinder früher auf dieser Insel gelebt? Wie ist das heutige Lebensumfeld entstanden, dass sich so sehr von dem von Kindern auf dem Festland unterscheidet? Welchen Einfluss hat der Tourismus auf das Zusammenleben mit der Familie, den Freunden und der Dorfgemeinschaft? Was bedeutet die Insel für das Größerwerden, die Ausbildung, die Zukunftsträume?

Außerdem begeben sich die jüngeren Kinder gedanklich selbst auf eine Reise, wie damals die Verschickungskinder, die ja im selben Alter waren. Was hätten sie mitgenommen? Was hätten sie vermisst? Wie war wohl so eine lange Reise im Zug? Wie war es am Strand und was wollten sie wohl von Spiekeroog nach Hause mitbringen? Aus dem gesammelten Material entstehen eigene kleine Geschichten und Szenen, die die Kinder unter Anleitung der Profis vom Theater Das Letzte Kleinod zu einer Präsentation ausarbeiten, die am Ende des Workshops öffentlich aufgeführt wird. 

Die älteren Klassen-Jahrgänge werden bei intensiven Proben in die Vorstellung mit eingebunden und haben so die Möglichkeit, durch professionelle Proben selbst Teil des Ensembles zu werden und die Vorstellungen an mehreren Aufführungstagen zu unterstützen und zu bereichern.

In dem Projekt soll der besondere Ansporn entstehen, gemeinsam etwas für die Insel zu schaffen. Das Projekt sichert lokale Geschichte und stiftet kulturelle Identität. Im Projekt stehen besonders die persönlichen Erfahrungen der Kinder im Mittelpunkt.

Die künstlerischen / kreativen Aspekte werden hauptsächlich abgedeckt durch das Theater Das Letzte Kleinod, welches bereits auf der Insel Spiekeroog vier Theaterprojekte, die sich mit lokalhistorischen Ereignissen beschäftigte, realisierte. Dabei waren immer die beiden auf der Insel ansässigen Schulen beteiligt, mit denen entweder begleitende Projekte stattfanden oder die Schüler:innen zum Teil auch mitspielten.

Verknüpft ist auch dieses Mal das Projekt mit einer Theaterproduktion durch "Das Letzte Kleinod".